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1. Theil 4 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. An 7000 Familien wurden ausgerottet und 23 Tage lang sah man auf der Insel die Rauchsäulen von den brennenden Dörfern aufsteigen. Solche Gräuelthaten erhöhten den verzweifelten Muth der Griechen, welche sich durch ihr Riesenunternehmen die lebhafteste Theilnahme der europäischen Völker erwarben. Ueberall bildeten sich Vereine von Philhellenen (Griechenfreunden), welche Geld und Streitkräfte zu sammeln bemüht waren, um dem tapfern Völkchen zu Hülfe zu kommen und wo möglich den barbarischen Osmanen ihr Besitzthum in Europa wieder zu entreißen. Eine begeisterte Schaar zog unter dem württembergischen General Normann, welcher jedoch bald dem Klima erlag, den Griechen zu Hülfe; der Genfer Eynard verschaffte aus eigenen und fremden Mitteln den muthigeu Freiheitskämpfern bedeutende Geldmittel, und der berühmte englische Dichter Byron, welcher durch seine poetischen Ergüsse die Begeisterung für Griechenland beleben half, ging selbst hin, in Griechenland zu kämpfen und zu sterben. (1824). Unter Demetrius Apsilanti und Maurokordato hatten sich die Griechen, welche in Morea fast überall siegreich waren, eine republikanische Staatsform gegeben. Bis 1825 dauerte die Reihe ihrer glücklichen Kämpfe, da wandte sich das Glück gegen sie, indem der türkische Sultan unerwartete Hülse erhielt. Der Pascha von Aegypten, Mehemed Ali, hatte nach Vernichtung der wilden Mameluckenherrschaft einen Staat mit europäischen Einrichtungen und mit einer geordneten Kriegsmacht begründet. Ihn bewog der Sultan Mahmud, seinen Sohn Ibrahim mit einem Heer Aegypter und Araber zur Unterwerfung der Griechen nach Morea zu schicken. Wären die Griechen einig gewesen, so hätten sie vielleicht die Landung des fremden Heeres verhindern können; der Zwiespalt ihrer Führer aber kam ihren Feinden zu Statten, die Halbinsel Morea wurde größtenteils bezwungen, die festen Plätze zur Uebergabe genöthigt, der Peleponnes schrecklich verwüstet, und endlich rückte Ibrahim 1825 vor die Festung Missolunghi, welche am Eingänge des Meerbusens von Korinth liegt und schon seit längerer Zeit von einem Türkenheer vergeblich belagert worden war. Der ägyptische Führer schwor, sie müßte genommen werden, und sollte auch das ganze Heer darüber zu Grunde gehen. Mit bewunderungswürdiger Tapferkeit vertheidigten sich die Griechen. Unzählige Stürme wurden abgeschlagen und Hunderte von türkischen Leichen vor den Wällen begraben. Aber immer stärker wurde der

2. Theil 4 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. unmündigen Sohn hatte abtreten müssen, kam nach Europa herüber, besiegte mit Unterstützung Frankreichs und Englands nach einem zweijährigen Kriege seinen Bruder und zwang ihn zur Flucht (1834). Pedro stellte die Verfassung wieder her, starb aber bald darauf und hinterließ seiner Tochter den Thron. 127. Die Befreiung Griechenlands. Viel größere Aufmerksamkeit und Theilnahme, als alle diese Verfassungskämpfe, erregte aber in ganz Europa das heldeumüthige Ringen des kleinen Griechenlands gegen die Herrschaft der Türken, welche fast schon vierhundert Jahre auf einem Theil der christlichen Bevölkerung Europas lastete, deren Ende aber nun hereinzubrechen schien. Schon seit langer Zeit war in Griechenland in einzelnen Gemüthern die Sehnsucht nach der Befreiung und nach der Gründung eines selbständigen Reichs entstanden und durch weitverzweigte Genossenschaften wurde dieser Gedanke im Volke allmählich verbreitet. Rußland, welches um diese Pläne wußte, ermunterte dieselben insgeheim theils wegen der religiösen Verwandtschaft der Rüssen mit den Griechen, theils und besonders in der Hoffnung, seine eigene Macht durch die Schwächung der Türkei zu erweitern. Als sich nun mehrere Statthalter des türkischen Sultans ungestraft für unabhängig erklärt hatten, fanden sich die Häupter der griechischen Verschwörung zum Ausstand er-muthigt, und ein Edelmann aus der Moldau, welcher bisher in russischen Diensten gestanden, Alexander Apsilanti, rief die Hellenen im ganzen türkischen Reich auf, das Joch der Osmanen abzuschütteln, indem er ihnen russische Hülfe in Aussicht stellte. Ueberall, in Morea (dem alten Peloponnes), in Livadien (Hellas), in Thessalien und auf den ionischen Inseln leistete man seinem Ruf Folge, und in kurzem stand Apsilanti an der Spitze einer bedeutenden Kriegsschaar, die heilige Schaar genannt. Die Türken traten mit der größten Wuth und Grausamkeit gegen die Empörer auf, wo sie derselben Herr wurden; besonders aber wütheten sie mit blutigem Racheschwert auch gegen die unschuldige griechische Bevölkerung in Constantinopel und an andern Orten. Der griechische Patriarch wurde am Ostertage mit seinen Priestern gewaltsam vom Altar gerissen und an den Pforten der Kirche aufgehängt, die griechischen Familien wurden hingemordet oder mußten als Bettler fliehen. Nun brach zwar Rußland den Ver-

3. Theil 4 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Aufstand der Griechen. 133 kehr mit der Pforte ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größeru Krieg zu vermeiden, England, wahrscheinlich weil es fürchtete, daß Rußland durch die Unterjochung der Türkei zu mächtig werden möchte. Ipsilanti mit seiner heiligen Schaar vermochte nun den Angriffen des türkischen Heeres nicht zu widerstehen, die Schaar wurde nach heldenmütiger Gegenwehr aufgerieben und der Führer floh nach Oestreich, wo er zuerst in der Festung Munkatz, dann in Theresienstadt sechs Jahre lang gefangen gehalten wurde und 1828 bald nach seiner Freilassung starb. Während in der Moldau und in der Walachei nun die fürchterlichste Rache an den besiegten Griechen genommen wurde, standen in Morea neue Schaareu unter der Anführung Mauromichali's, Kolokotroni's und Demetrius Apsilanti's (Bruder Alexanders) auf und vertrieben die Türken aus der Halbinsel. Nach und nach kam es zu einer allgemeinen Empörung der Griechen gegen ihre Unterdrücker; sie kämpften mit Muth und Erfolg, und viele ihrer Thaten erinnerten an die glorreiche Geschichte ihrer alten Vorfahren. Von beiden Seiten, besonders aber von den Türken, wurden die entsetzlichsten Grausamkeiten verübt; den gräßlichsten Eindruck machte die Verwüstung der Insel Skio im Archipel. Ein Haufe bewaffneter Griechen war hier 1822 gelandet und von den griechischen Einwohnern mit Entzücken ausgenommen worden. Aber bald darauf kam eine große türkische Flotte, setzte ein bedeutendes Heer ans Land und nun begann ein fürchterliches Gemetzel unter den Griechen, welche nach hartnäckiger Gegenwehr überwältigt und mit Weibern und Kindern unbarmherzig niedergehauen wurden. Mehrere Tage wurde auf der ganzen Insel gemordet, geplündert und gebrannt. Eben so trieben es die Türken in Eypern. Die Insel hatte sich früher einmal gegen die türkische Herrschaft empört, hielt sich aber nun schon lange ruhig. Da erschien plötzlich eine türkische Flotte. Die Besatzung forderte den Bewohnern der Insel die Waffen ab, welche sie ohne Widerstand hergaben; dann fielen die Truppen über sie her, mordeten Männer, Weiber und Kinder und machten auf die Fliehenden Jagd, wie auf wilde Thiere. Alles wurde verwüstet und zerstört. Eine Anzahl Weiber und Kinder wurden in ein Haus gesperrt, eine Zeit lang den Qualen der Augst und des Hungers preisgegeben und endlich mit dem Gebäude verbrannt.

4. Theil 1 - S. 39

1880 - Stuttgart : Heitz
Theseus. 39 Schaden that. Keiner getraute sich in die Gegend. Da machte sich Theseus auf, fing das Unthier ein und führte es vor den Augen des erstaunten Volks durch die Straßen von Athen. Bei der Gelegenheit äußerte sich ein schöner Zug anspruchsloser weiblicher Wohlthätigkeit. Als Theseus gegen den Stier ausgezogen war, trieben ihn Hitze und Hunger in eine kleine Hütte, in welcher eine arme, alte Frau, Hekale, allein wohnte. „Hast du nichts zu essen, Mütterchen?" fragte Theseus. „Ach, nichts!" antwortete sie, „als einige Kräuter; sind sie dir nicht zu schlecht, so will ich sie dir herzensgern bereiten." Und hurtig las sie dieselben aus und bereitete einen Salat, mit dem sie den Schmachtenden labte. Mit Freude in den Augen sah sie, wie es ihm schmeckte, und heiße Gebete schickte sie zum Himmel sür seine glückliche Wiederkehr. Das Eine mußte er ihr versprechen, auf der Rückkehr wieder einzusprechen, damit sie seiner Rettung gewiß würde. Aber als er heimzog, sand er die freundliche Alte nicht mehr am Leben; entseelt lag sie da; die Götter hatten sie gleich nach ihrer guten That zu sich genommen. Aber Theseus vergaß die gute Alte nicht und stiftete zu ihrem Andenken ein jährliches Fest. Athen war damals in einer drückenden Abhängigkeit von der Insel Kreta (jetzt Candia). Aegeus hatte des Königs von Kreta, Minos, Sohn getödtet und dafür sich der herben Bedingung unterwerfen müssen, alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Mädchen nach der Insel zu schicken. Die Unglücklichen wurden dort in das Labyrinth voll Jrrgänge gesperrt und von dem hier hausenden Unholde, dem Minotaur, der halb Mensch und halb Stier war, aufgefressen. Eben jetzt sollte wieder eine solche Sendung, die dritte, dahin abgehen. Schon war das Loos geworfen, und die Straßen Athens füllten sich mit dem lauten Jammer der Mütter, die ihre Kinder hingeben sollten. Da ergriff Mitleid mit dem Schicksale der Jammernden und Unwille über die Schmach seines Vaterlandes zugleich des Theseus edles Herz. Er verlangte mitzureisen, um einen Kampf mit dem Ungeheuer zu bestehen. Ungern bewilligte es der Vater; denn Theseus war sein einziger Sohn. „Aengstige dich nicht, Vater!" sprach Theseus, „kehre ich glücklich wieder, wie ich hoffe, so soll ans weiter Ferne ein weißes Segel dir meine Rettung verkünden; falle ich aber — nun so erwarte das Schiff mit nichts Andern, als einem schwarzen Segel." So fuhr er fort, landete glücklich in Kreta, wurde mit den Uebrigen vor den König Minos gebracht und sollte eben schon in das Laby-

5. Theil 1 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Argonautenzug. 45 Erde verschlingen? Ich habe meinen Vater erschlagen und meine Mutter zur Frau genommen! Wehe mir!" — Da stach er sich selbst die Augen aus, um das verhaßte Tageslicht nicht mehr zu schauen; seine Mutter aber gab sich selbst den Tod. Dann verließ er Theben, um in der Einsamkeit seinem Schmerze nachzuhängen, und lebte noch lange Jahre in einem den Furien geweihten Haine in Attika. Alles hatte ihn verlassen; nur seine treue Tochter Antigone pflegte seiner mit zärtlicher Liebe und leitete mit sanfter Hand seine Schritte bis in sein hohes Alter. 13. Argonaulenzug. Ganz Griechenland bestand, wie wir gesehen haben, aus kleinen Reichen, die von Königen regiert wurden. Aber es war kein rechter Zusammenhang unter ihnen, weil weder eine gemeinschaftliche Eroberung, noch eine gemeinsame Gefahr die Vereinigung ihrer Kräfte nöthig machte. Zwar bestand unter ihnen seit uralten Zeiten der Amphiktyonenbnnd; zu welchem 12 Staaten gehörten, deren Abgeordnete abwechselnd in Delphi und in Thermopylä zusammenkamen; aber eine innige Verbindung zu einem Ganzen war das nicht; denn der Zweck des Bundes war nur Aufrechthaltung folgender Bestimmungen: keine dieser Städte von Grund aus zu vertilgen, keiner das Trinkwasser abzuschneiden, und das Heiligthum des Apollo in Delphi zu beschützen. Die erste bedeutende gemeinsame Unternehmung ist der berühmte Argonautenzug. Jn Jolkos, einer Stadt in Thessalien, lebte Pelias, ein treuloser Vormund, der seinem Mündel, Jason, dem Sohne des Königs Aeson, den Thron vorenthielt. Endlich da Jason, ein unternehmender Jüngling, dringender wurde, sagte er ihm: „Du sollst den Thron haben, aber erst zeige dich durch eine tapfere That seiner würdig. Ziehe nach Kolchis! Da wird das goldene Vließ des Phrixos aufbewahrt; das hole! Dann sollst du mir willkommen sein." — Jason ließ sich bereden und rüstete sich zum Zuge, nicht merkend, daß der Vormund ihn nur ins sichere Verderben zu schicken meinte. Mit dem goldenen Vließe hatte es aber folgende Bewandtniß. Ein griechischer Königssohn, Phrixos, mußte, weil ihn seine Stiefmutter (Ino) verfolgte, aus dem Vaterlande flüchten. Zur Flucht hatte er einen großen Widder fonderbarer Art erhalten. Es war ein Thier mit goldener Wolle; es hatte Verstand, konnte

6. Theil 1 - S. 79

1880 - Stuttgart : Heitz
Sparta. Lykurg. 79 Söhne gefallen waren, gingen frohlockend in den Straßen umher, nur dem einen Gefühl Raum gebend, daß ihre Söhne für das Vaterland gefallen wären; die andern aber, deren Söhne die Schlacht überlebt hatten, schlugen die Augen nieder und schlichen beschämt umher. Wie sehr die Spartaner damals noch, und selbst auch jtt den folgenden Jahrhunderten, in einer gewissen Barbarei lebten, beweist die Behandlung der unglücklichen Heloten. Dies waren eigentlich die Einwohner der benachbarten Stadt Helos, welche die Spartaner im Kriege zerstört hatten, und die nun als Leibeigene auf die Landgüter der Spartaner vertheilt wurden, um das Ackerland zu bestellen. Auch in der Stadt hatten sie alle Arbeiten und Dienste, sür welche ein Spartaner sich zu gut hielt, zu verrichten. Von dem Ertrage des von ihnen bestellten Feldes mußten sie eine bestimmte Abgabe an Getreide, Wein und Oel an ihre Herren abliefern; der Ueberschuß verblieb ihnen zu ihrem Unterhalte. Eigentliche Sklaven waren sie nicht, denn ihre Herren durften sie weder tödten, noch verkaufen, noch freilassen. Auch im Kriege wurden sie entweder als Leichtbewaffnete benutzt, oder sie mußten die Bedürfnisse des Heeres herbeischaffen, Schanzarbeit übernehmen it. d. m. Diese Heloten waren als Unterdrückte im geheimen immer zur Empörung bereit, und da ihre Zahl weit größer war, als die der Spartaner, so mußten diese stets argwöhnisch sein. Daher kam es, daß sie die Heloten durch Furcht und Schrecken im Gehorsam hielten und rücksichtslos alle diejenigen aus dem Wege räumten, welche ihnen verdächtig erschienen. Von der Wildheit und Roheit jener Zeit, zugleich von der großen Vaterlandsliebe der Griechen noch ein Beispiel: Die Spartaner hatten, etwa 150 Jahre nach Lykurg (743—23), einen Krieg mit dem ihnen benachbarten Volke der Messenier. Sie drängten diese endlich in eine Bergfestung hinein und umschlossen diese so, daß bald Hungersnoth und Pest unter den Messemern ausbrach. In ihrer großen Noth schickten diese einen Boten nach Delphi, um den Gott Apollon um Rath zu fragen, wodurch sie sich retten könnten. „Ihr müßt," so lautete die Antwort, „eine Jungfrau aus der königlichen Familie opfern." Man erschrak über den blutigen Befehl, aber man mußte gehorchen. Das Loos traf die Tochter eines gewissen Lykiskos, der sich aber hinter einen Wahrsager steckte, welcher behauptete, das Mädchen sei ein untergeschobenes Kind und während darüber noch hin und her gestritten wurde, machte sich der Vater sammt der Tochter

7. Theil 1 - S. 81

1880 - Stuttgart : Heitz
Athen. 81 17. Athen. — Solon, 600. In Attika, dem kleinen Ländchen, in welchem die Hauptstadt Athen lag, hatten seit Theseus' Zeit viele Könige regiert; der letzte derselben that sich durch seinen Tod sürs Vaterland hervor. Der Mann hieß Kodros und mußte gegen die Dorer zu Felde ziehen, als diese den Versuch machten, ihre Herrschaft auch außerhalb des Peloponnes auszubreiten, und schon bis in die Nähe von Athen vorgedrungen waren. Sie hatten aber vom Orakel die Weissagung erhalten, unfehlbar würden sie glücklich sein und Athen erobern, wenn sie den König von Athen nicht todten würden. „Gut," sprachen sie, „das können wir leicht vermeiden;" —und es wurde streng besohlen, in der nächsten Schlacht ja recht um sich zu schauen, damit Keiner den König verletze. Das Gerücht davon aber war auch ins athenische Lager gekommen. Sogleich faßte Kodros den Entschluß, sein Vaterland zu retten. Er machte sich eines Tages in aller Stille auf und schlich sich als Holzhacker verkleidet zu den Feinden, fing dort absichtlich Streit an und wurde im Handgemenge erschlagen. Als nun die Feinde den Todten erkannten, verloren sie den Muth; schnell brachen sie das Lager ab, eilten zurück, und Athen war gerettet (1068). Aber längst hatten viele Athener gewünscht, keinen König zu haben, damit die Herrschaft in die Hände, der Vornehmen fiele. Sie gaben daher jetzt vor, Kodros sei ein so trefflicher König gewesen, daß kein Mensch ihm zu folgen würdig sei, und unter diesem Vorwande schafften sie die Königswürde ab und führten eine eingeschränkte Magistratswürde, die Archonten, ein, von denen auch Athen in den folgenden Jahrhunderten regiert worden ist. Aber wenn auch unter einer republikanischen Verfassung die Talente der Bürger sich in mancher Beziehung freier entwickeln können und der Einzelne mehr Gelegenheit hat, sich bemerkbar zu machen, so kann dagegen unter der Regierung eines selbstthätigen Kömgs das wahre Bürg er glück mehr gedeihen und die Ruhe wird besser erhalten. Das zeigte sich auch hier. Kaum war die neue Verfassung eingeführt, so entstanden Parteien auf Parteien. Eine kriegte gegen die andere; man sah Bürgerschlachten in den Straßen von Athen, und selbst die Tempel wurden mit Blut befleckt. Das athenische Volk drang endlich.darauf, daß geschriebene Gesetze gegeben würden. Dieses schwierige Geschäft wurde dem ersten Archon übergeben; Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Aufl. ®

8. Theil 1 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
50 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. unter solchen Staaten, die einander nahe liegen, so leicht geschieht, und es bedurfte nur einer bestimmten Veranlassung, um den Funken des Hasses zum Kriegsfeuer anzublasen. Diese Veranlassung sand sich bald. Priamos hatte 50 blühende Söhne. Einer von ihnen, Paris, wurde einst von seinem Vater hinüber nach Griechenland zum König Menelaos von Sparta im Peloponnes geschickt. Menelaos hatte ein Weib, Helena, die als die Schönste in ganz Griechenland geschildert wird. Diese beschwatzte er, und während Menelaos abwesend war, flohen Beide aufs Schiff und eilten nach Troja; ja Paris nahm gar noch viele Schätze des Menelaos mit sich fort. Menelaos knirschte vor Wuth. Hatte er auch an der treulosen Helena im Grunde nicht viel verloren, so schmerzte ihn doch tief die Schande, die ihn traf. Er eilte nach Mykene, auch im Peloponnes, wo fein Bruder Agamemnon König war, klagte ihm seine Schmach und erhielt das Versprechen, ihm beizustehen bei seiner an den Trojanern zu nehmenden glühenden Rache. Nun wurden alle Fürsten Griechenlands aufgefordert, sich an der Unternehmung zu betheiligen, und, längst schon gegen die Trojaner aufgebracht, erklärten sie, des Menelaos Schmach als eine dem griechischen Volke zugefügte zu betrachten. Da erhoben sich die Fürsten mit ihren Kriegern aus allen Theilen Griechenlands; selbst von den anliegenden Inseln eilten sie herbei, und Aulis, ein Hafen in Böotien, Euböa gegenüber, wurde zum Sammelplatz bestimmt. Bald waren sie beisammen und 1200 Schiffe bereit, das treffliche kampflustige Heer überzusetzen. Die vornehmsten Fürsten, die am Kriege Theil nahmen, waren, außer Menelaos und Agamemnon, Odysseus oder Ulysses, König von Jthaka, einer Insel im ionischen Meere (jetzt Theaki) ein Mann von ausnehmender List; Achilles aus Thessalien, einer der Tapfersten und Stärksten; der tapfere Diomed, die beiden Ajax, der alte Nestor und viele Andere. Als man nun davon sprach, wer der Führer des ganzen Heeres sein sollte, wurde Agamemnon einstimmig dazu erwählt, und nun hätte die Fahrt gleich vor sich gehen können; aber noch immer wollte kein günstiger Wind die Segel schwellen. Da befragte man wegen der Ursache den Priester und Seher Kalchas. „Ihr müßt," antwortete dieser, „Agamemnons Tochter Jphigenia opfern, wenn ihr guten Wind haben wollt; so wollen es die Götter." — Alle erschraken, am meisten des Mädchens Vater. Aber was war zu thun? Die Götter blieben unerbittlich, das

9. Theil 1 - S. 84

1880 - Stuttgart : Heitz
84 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Als die Gesetze vollendet waren, wurden sie in hölzerne Tafeln geschnitten, und Solon nahm dem Volke einen Eid ab, daß es sie befolgen wolle; hundert Jahre lang wünschte er sie erhalten zu wissen; dann, meinte er, könnten bessere kommen. Um sich von der mühevollen Arbeit zu erholen, reiste er 10 Jahre lang in verschiedenen fremden Ländern umher und kam unter andern nach Lydien, wo er den reichsten Mann seiner Zeit, den König Krösus, kennen lernte. Als er nach Athen zurückkehrte, erlebte er es noch, daß einer seiner Verwandten, Pisistratus, sich der Oberherrschaft bemächtigte. Man nannte einen solchen Gewaltherrn in einem sonst freien Staate einen Tyrannen. Indeß führte Pisistratus seine Herrschaft mit milder Gesinnung. Von seinen Söhnen — Hippias und Hipparch — wurde der letztere ermordet und der erste verjagt (510). Er begab sich nach Persien, wo er durch seine Aufhetzungen viel zu dem Zuge des Darms gegen die Griechen beitrug. Zu Solons Zeit lebten auch die sogenannten sieben Weisen, von denen er selbst einer war. Das waren weise Männer, die in verschiedenen Städten und Inseln Griechenlands und Kleinasiens lebten, ihren Mitbürgern weise Gesetze und Rathschläge gaben, oder lehrreiche Denksprüche hinterließen. Auch fällt in seine Zeit der erste rohe Anfang der Schauspielkunst. Es soll ein gewisser Thespis gewesen sein, der mit einem Karren umherzog und bei einem Winzerfeste von da herunter ein Heldengedicht declamirte, vielleicht auch kleine Gespräche aufführte, in denen er die verschiedenen Stimmen der handelnden Personen nachmachte. Solon ereiferte sich über diesen Mann sehr. Nachdem er ein solches Schauspiel mit angehört hatte, fuhr er den Thespis an: „Ich wundere mich, daß du dich nicht schämst, vor einer so großen Versammlung zu lügen!" — Und als Thespis, sich entschuldigend, erwiderte, es wären ja nur poetische Erdichtungen, um das Volk zu ergötzen — da schlug der strenge Gesetzgeber mit seinem Stocke unwillig auf die Erde uttd rief: „Wehe uns, wenn wir erst Geschmack an ergötzlichen Lügen finden! Dann wird sich Lug und Trug auch bald in die ernsthaftesten Geschäfte einschleichen." — Welch einen kleinen Anfang nahm doch die jetzt so weit ausgebildete Schauspielkunst; schon hundert Jahre später brachte Griechenland einige herrliche dramatische Dichter hervor.

10. Theil 1 - S. 88

1880 - Stuttgart : Heitz
88 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Römer. alte Mann war außer sich vor Freude; er drückte vor den Augen der ganzen Versammlung seinen Sohn an sein Herz,' und, überwältigt von der großen unerwarteten Freude, sank er entseelt zu Boden. Wahrlich, ein beneidenswerter Tod! Alle Zuschauer waren tief bewegt, kein Auge blieb trocken, und Alle begleiteten die Leiche zu Grabe. Ein ander Mal siegten zwei Brüder, und als sie hervortreten mußten, den Preis zu empfangen, holten sie ihren alten Vater aus den Zuschauern heraus, schmückten ihn, der in seiner Jugend auch einmal den Preis davongetragen hatte, mit den Olivenzweigen und trugen ihn im Triumphe vor den Augen der entzückten Zuschauer umher. Alle jauchzten laut; man warf dem glücklichen Vater Blumenkränze zu, und Einige riefen: „Stirb nur, Diagoras! denn nun kannst du nichts Herrlicheres wünschen!" — Wirklich erlag auch der Greis unter dem Strome seiner Gefühle und sank leblos vor den Blicken der Zuschauer zu Boden, die den Vater und die beiden Söhne, die ihn durch Freude getödtet hatten, glücklich priesen. Aber nicht allein die Körperkräfte wurden hier geübt. Wer während der vier Jahre ein treffliches Werk, dessen er sich nicht schämen durste, zu Stande gebracht hatte, legte es hier den versammelten Griechen vor. Die schönsten Werke der dramatischen Poesie, die Meisterwerke der. Geschichte und andere wurden hier den erstaunten Ohren der Versammelten vorgelesen und der Ruhm der Verfasser schnell durch ganz Griechenland verbreitet. Eine so treffliche Einrichtung war es werth, daß sie sich über 1000 Jahre erhielt, und für jeden Griechen hatten diese Spiele so vielen Werth, daß man bald die Jahre nach ihnen zu zählen anfing. Man nannte die Zeit von einem Spiele zum andern, also einen Zeitraum von vier Jahren, eine Olympiade. Die olympischen Spiele waren nicht die einzigen in Griechenland. Aehnliche wurden auch bei Delphi nach Verlauf von vier Jahren gefeiert; man nannte sie die pythischen. Die isthmischen hielt man auf der Landenge, welche den Peloponnes mit dem festen Lande verbindet, dem Jsthmos, also bei Korinth; aber schon nach Verlauf von drei Jahren; eben so die nemeischen, so genannt von Nemea im Peloponnes.
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